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Krieg der Berater: Von Besserwissern und Selbstorganisationsoptimisten

Geschrieben von Silke Katterbach

Vielleicht geht es ja Vielen so wie mir: Wenn ich an (Unternehmens-) Berater denke, denke ich an Herren in dunklen Anzügen mit eben solchen Ringen unter den Augen, die, sich stets ihrer bedeutungsvollen Aufgabe bewusst, aus ihrem Jaguar direkt ins Chef-Büro eilen und dort hinter verschlossenen Türen über das Wohl oder Wehe der Firma entscheiden. Meistens haben diese Vertreter unserer Spezies ein ganz eigens Menschenbild; das des „Homo Oeconomicus“. Iris Wenck, meine geschätzte Kollegin, bringt unsere (!) Bauchschmerzen im Gespräch mit der Zeitschrift „Konfliktdynamik“ auf den Punkt. Hier geht es zu dem überaus lesenswerten Interview: Besserwisser Selbstorganisationsoptimisten. Wir systemischen Beraterinnen sehen es nämlich ähnlich wie Momo (Michael Ende):

Siehst Du, Momo‘, sagte er, ‚es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang, die kann man niemals schaffen, denkt man.‘

Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort:

‚Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun, und zum Schluss ist man ganz aus der Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen!‘ Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter:

‚Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst Du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, den nächsten Atemzug, den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur den nächsten.

Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.

Denn wenn man seine Sache gut macht in einem Unternehmen, dann klappt es meistens auch mit den Zahlen. Umgekehrt wird nur selten ein Schuh daraus.

Und weil es so gut passt, hier noch ein weiters Zitat aus „Momo“:

Niemand schien zu merken, dass er, indem er Zeit sparte, in Wirklichkeit etwas ganz anderes sparte. Keiner wollte wahrhaben, dass sein Leben immer gleichförmiger und immer kälter wurde. Deutlich zu fühlen bekamen es die Kinder, denn auch für sie hatte jetzt keiner mehr Zeit. Aber Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.