Lasst uns anstrengen!
Geschrieben von Silke Katterbach
Zwei Jahre im Pandemie-Modus haben Spuren hinterlassen. Heftige Umbrüche waren nötig und möglich, nicht nur in unserer Arbeitswelt. Jetzt wissen wir, wie man Teams, Zoom, Webex oder Big Blue Button für Besprechungen nutzt und wir verwenden Miro und Gather.Town als Ersatz für Konferenzräume und Kaffeeküchen. So weit, so gut. Und wie geht es uns damit? Viele sehnen sich nach Präsenzmeetings, andere sind ganz im Homeoffice angekommen. Unsere Zukunft wird wohl eine Mischung beider Interessen sein: effektiver, selbstbestimmter und nachhaltiger. Wie gut, dass wir jetzt wählen können!
Die größere Herausforderung besteht wohl eher darin, unser persönliches Gleichgewicht (wieder-) zu finden. Einen Umgang mit Krisen zu finden, der allgemeine Interessen genauso berücksichtigt wie individuelle; ein Gleichgewicht also, das uns Orientierung und Sicherheit gibt. Gar nicht so einfach in einer Welt, die sich mittlerweile für alle wahrnehmbar immer rasanter verändert, und zwar nicht nur zum Besseren, wie Viele meinen.
Wie bekommen wir also diese zunehmende Resignation in den Griff, wenn selbst Experten (https://www.credit-suisse.com/about-us/de/research-berichte/studien-publikationen/progress-barometer/politics.html) die Entwicklung pessimistisch beobachten? Jedes Individuum muss seinen eigenen Weg im Umgang mit dieser Volatilität finden. Nur sicher ist: Raus aus der Resignation heißt auch, einfach mal den Hintern hoch zu kriegen und selbst aktiv zu werden. Was dann möglich ist, kann sehr unterschiedlich sein.
Mein Fokus liegt auf der Organisationsentwicklung, denn da geht so viel mehr als noch vor wenigen Jahren! Unsere Arbeitswelt, bietet die Spielräume für positive Entwicklungen. Mitunter gelingt es sogar, Multiplikatoreneffekte zu erzeugen, wie das Beispiel meiner geschätzten Kollegin Katja Vittinghoff zeigt, die mit ihrem Podcast zur Nachhaltigkeit mittlerweile eine ansehnliche Fangemeinde aufweisen kann.
Im Beratungsalltag stelle ich fest:
- Gute und zeitgemäße Führung ist der Schlüssel für die Veränderungsbereitschaft einer großen Gruppe von Menschen. Gut begleitet können Veränderungserfahrungen positiven Einfluss auf die individuelle Lebensfreude der Beteiligten haben und die Selbstwirksamkeit stärken.
- Ein Bewusstsein für ein gemeinsames Ziel oder eine Vision, die nur in der Gruppe entstehen kann, stärkt eine Haltung, die Gemeinsamkeit vor die eigenen Interessen stellt.
- Eine Unternehmenskultur, die den Status Quo weniger Menschen besser schützt als diejenigen, die auf Innovation drängen erstickt den Leistungswillen und die Innovationskraft sowohl der Organisation, als auch aller darin agierenden Individuen.
- Die Prinzipien „Eigenverantwortung“ und „Selbstorganisation“ in einer Unternehmenskultur mobilisieren die Diskursfähigkeit für Aushandlungsprozesse und stärken damit ein demokratisches Grundverständnis.
- Individuelles Coaching erweitert die Perspektiven und stärkt die Handlungsfähigkeit. Wer handlungsfähig ist, resigniert nicht.
Wolf Lotter beschreibt in seinem Buch „Strengt euch an!“, dass wir in unserer Wohlstandsgesellschaft verlernt haben, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Er schreibt: „Der Wohlstand hat uns in einen Zustand von intellektueller Faulheit und Feigheit gebracht. Faulheit, weil man die wirklichen Probleme der Transformation mangels Bemühung nicht löst. Feigheit, weil man diesen Umstand auch noch vertuscht. Viele haben was zu verlieren, und offenbar ist das mehr, als sie glauben, gewinnen zu können. In einer solchen Welt strengt sich niemand mehr für etwas Neues, Besseres an – man ist vollkommen damit ausgelastet, seinen Status quo zu verteidigen.“
Was wir brauchen ist die Bereitschaft uns anzustrengen, um die Früchte dieser Anstrengungen als Motivation für weitere Entwicklung zu nutzen. Raus aus der Komfortzone, rein in die Transformation; und das am besten gemeinsam! Also lasst uns anstrengen!